Hintergrund

Der diesjährige „Tag des offenen Denkmals“ rückt unbequeme Denkmale in den Blickpunkt. Errichtet als Kultstätte zu Ehren des Reichseinigers Otto von Bismarck galten die Bismarcktürme den Machthabern der DDR als nicht opportun. Mit der Umbenennung des Radebeuler Bismarckturmes in „Turm-der-Jugend“ zählt er zu den Denkmälern, deren Bedeutung durch Umfunktionalisierung oder gar Zerstörung aus dem Gedächtnis der Bevölkerung gelöscht werden sollte. Obgleich der Turm nach der politischen Wende 1989 seinen Namen zurückerhielt, blieb er bisher ungenutzt und einer Funktion entleert. Der verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul e.V. hat sich dem Turm angenommen und steht nun vor der Aufgabe der Erhaltung und Neunutzung. Der Bismarckturm, der seit jeher eng mit der Bevölkerung verbunden ist, soll mit seiner bewegten Geschichte zurück in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken. Mit dem Aktionstag TurmKultur 01 soll eine möglichst breite Radebeuler Öffentlichkeit den Turm als öffentlich nutzbaren Raum neu für sich entdecken. 

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Fakten zum Turm

Standort:

Radebeul, Lößnitzberg, neben dem "Spitzhaus"

Architekt:

Entwurf: Wilhelm Kreis

Baumeister: 

Moritz Alfred Große

Grundsteinlegung: 

30.07.1907

Enthüllung / Einweihung: 

02.09.1907

Höhe:

elbseitig: 18 m, flurseitig: 16,70 m

Material:

Bruchstein

Kosten: 

16 TM

Beschreibung:

  • "Ehrenmal" ohne Feuerschale und Innentreppen (siehe Treppenprojekt: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul e.v.)
  • auf 4 m hohem quadratischem Unterbau eine 7,50 m hohe zylindrische Säule, kapitellartiger Abschluss, vollständig offenes Kopfstück, auf 10 kurze Seitenpfeiler gestützt
  • Steine des Schafts in Bogen angeordnet, dadurch Abwechslung im Aufbau
  • dem Eingang (im Norden) vorgelagert eine 3-stufige, seitlich verkröpfte Treppenanlage
  • über dem Eingang: (nicht gesichert)
WIR DEUTSCHEN / FÜRCHTEN GOTT SONST / NICHTS IN DER WELT
  • darüber im Dreiecksgiebel ein Bismarck-Wappen in Sandstein und die Inschrift:
Patriae inserviendo consumor in trinitate robur 
(im Dienste des Vaterlandes verzehre ich mich)
  • im Inneren 8 Nischen

Geschichte:

  • Einbau einer Treppe wird 1913 diskutiert, aber wegen Geldmangels nicht gesichert
  • zur DDR-Zeit "Turm der Jugend", alle Bismarckhinweise (Inschriften, Wappen) fehlen
  • nach politischer Wende 1989 wird der Turm wieder in Bismarckturm umbenannt 

Quelle: Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler - Türme, Standbilder, Büsten, Gedenksteine und andere Ehrungen, Petersberg 2005, Seite 322 - 323.

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